Kassel: Uwe Frevert ärgert sich immer wieder über vielfältige Barrieren und die damit verbundene fehlende Verlässlichkeiten bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Seit über 40 Jahren versucht der Rollstuhlnutzer gleichberechtigt, wie seine Mitbürger*innen auch, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen - leider oft vergeblich. Er hofft, dass die Bundestagsabgeordneten die ihnen noch in dieser Legislaturperiode verbleibenden 82 Tage für die Verabschiedung eines guten Barrierefreiheitsrechts nutzen.
Für Uwe Frevert wäre es eigentlich so leicht, die RegioTram zu nutzen, die das Kasseler Umland direkt mit der Innenstadt verbindet, denn er wohnt nicht weit von der Haltestelle in Kassel-Harleshausen entfernt. Doch diese Haltestelle ist nur über sehr viele Stufen erreichbar, was für ihn als Nutzer eines Elektrorollstuhls eine unüberwindbare Barriere darstellt. Auch bei Fahrten in andere Regionen Deutschlands kann sich Uwe Frevert immer noch nicht darauf verlassen, dass er die öffentlichen Verkehrsmittel verlässlich barrierefrei nutzen kann. Von seiner Zeit als er in den 80er Jahren in Berkeley in Kalifornien ein Auslandspraktikum machte, weiß Uwe Frevert, was möglich ist, wenn man es will. Schon damals konnte er dort die barrierefreien Busse nutzen, die zu dieser Zeit hierzulande zwar produziert, aber nicht eingesetzt wurden, weil das anscheinend nicht machbar war.
"In Deutschland komme ich mir vor, als müsste ich immer in einer Sonderwelt leben, mit Sonderfahrdiensten, Heimen für behinderte Menschen und einer Beschäftigung in Werkstätten für behinderte Menschen. Ein Leben mit Behinderung ist und bleibt in Deutschland ein Eiertanz", so das Resümee von Uwe Frevert. Da im Deutschen Bundestag mit dem Teilhabestärkungsgesetz und dem Barrierefreiheiheitsstärkungsgesetz derzeit noch zwei Gesetze zur Behindertenpolitik zur Beratung und Verabschiedung vor der Bundestagswahl im Herbst anstehen, hofft Uwe Frevert auf das Engagement vieler behinderter und solidarischer nichtbehinderter Menschen, um endlich auch in Deutschland die Verpflichtung zur umfassenden Barrierefreiheit lautstark einzufordern.