Logo: Noch 62 Tage für ein gutes Barrierefreiheitsrecht
Foto: Marleen Soetandi

Lenggries (kobinet) "Heute unsere Barrieren, morgen schon deine?" Diese Frage ist für den erfahrenen Banker Markus Ertl vom Verein UNgehindert schon rein statistisch gesehen relevant. Doch wie Barrieren behindern und was sie konkret bedeuten, das beschreibt Markus Ertl heute sehr konkret. Denn heute, am 25. April, verbleiben den Bundestagsabgeordneten noch 62 Tage, um noch in dieser Legislaturperiode ein gutes Barrierefreiheitsrecht zu verabschieden. Daran erinnert übrigens auch der #MehrBarrierefreiheitWagen, der heute im Rahmen der Aktionen zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung behinderter Menschen in Trier unterwegs ist.

Bericht von Markus Ertl

Keine 2 Prozent kommen mit einer Behinderung zur Welt, das heißt im Umkehrschluss, dass 98 Prozent Ihre Behinderung im Laufe Ihres Lebens erwerben. 10 Prozent der Menschen in Deutschland haben eine sichtbare oder nicht sichtbare Behinderung. Das heißt, dass die Wahrscheinlichkeit, selbst eine Behinderung zu erwerben, bei ca. 1 zu 10 liegt. Eine keine so ganz kleine Wahrscheinlichkeit, wie ich finde.

Bei dieser Wahrscheinlichkeit empfehle ich jedem, sich mit einem möglichen Behindert-sein bereits heute einmal selbstkritisch auseinander zu setzen und sich dabei die Frage zu stellen: Wie würde ich damit umgehen wollen?

Viele Behinderungen sind vermeidbar und damit meine ich nicht die Einschränkung selbst. Es sind die Barrieren, welche Menschen mit Behinderungen unnötigerweise zusätzlich behindern. Es sind viele unnötige Barrieren, welche auch dich morgen bereits selbst behindern könnten.

Wie wirken sich Barrieren auf den Alltag eines Menschen mit Behinderung aus?

Barrieren bedeuten Ausgrenzung

Du kommst nicht rein, weil Barrieren dies nicht zulassen, und das überall und allen Ortes.

Barrieren sind Zeitkiller

Du musst unnötig Zeit investieren, um ans gleiche Ziel zu kommen, um den notwenigen Umweg machen zu können.

Barrieren sind Fremdbestimmung

Du bist immer auf die Unterstützung anderer angewiesen und deren Hilfe ist oft nur aus deren Sicht gut gemacht.

Barrieren bedeuten Abhängigkeit

Du musst eine Person bitten, dich zu unterstützen, obwohl ihr auf einer anderen Ebene gerade einen Konflikt austragt

Barrieren bedeuten Demut

Man darf immer freundlich Danke sagen, wenn einem jemand bei der Überwindung von Barrieren hilft, die eigentlich gar nicht da sein sollten.

Barrieren bringen Frust

Weil die Barrieren dich aus deiner Tagesplanung reißen und du wieder einmal viel mehr Energie aufwenden musst, um die Barrieren zu umschiffen.

Barrieren kosten viel Geld

Du gibst sehr viel Geld für Assistenz-Leistungen aus, wo Barrierefreiheit die bessere Lösung wäre.

Barrieren sind absolut verzichtbar

Du brauchst kein schönes Design bei einem Gebäude, bei einem Produkt, wenn du es selbst aufgrund von Barrieren nicht nutzen kannst.

Barrieren sind Apartheit

Du fühlst dich nicht als Teil der elitären Gesellschaft, deren Mitglieder Dinge eben einmal schnell so machen können, wie zum Beispiel auf's WC gehen.

Barrieren sind berechenbar

Dir wird versprochen, dass alles barrierefrei gemacht ist und wirst doch immer wieder auf ein neues enttäuscht

Barrieren bedeuten Gefahr

Du versuchst die Barrieren zu überwinden und kommst dabei in unberechenbare Situationen, die dich aus dem Rollstuhl kippen können oder dich auf die vielbefahrene Straße laufen lassen.

Barrieren bedeuten Verletzungen

Dein Versuch, eigenständig die Barriere zu nehmen, endet zuweilen mit einer schmerzhaften Verletzung, da du aus dem Rollstuhl gekippt bist oder du aufs Bahngleis stürzt.

Barrieren bedeuten Erklärungsnot

Du musst ein Formular online ausfüllen, welches aber ohne fremde Hilfe nicht geht und du musst dich dafür auch noch rechtfertigen, warum du es noch nicht machen konntest.

Barrieren bedeuten fehlende Chancengleichheit

Du kannst nicht die Fortbildung machen, die gut für deine Entwicklung wäre, sondern musst die machen, die gerade so barrierefrei ist.

Barrieren sind noch so vieles mehr nur nichts, auf was man selbst gerne unnötig stoßen möchte.

Sei auch du für ein gutes #Barrierefreiheitsrecht in Deutschland!

Damit auch du morgen selbst dein Leben mit einer Behinderung ohne Barrieren erleben kannst.

Link zur Petition für ein gutes Barrierefreiheitsrecht von Constantin Grosch und Raul Krauthausen, die mittlerweile fast 40.000 Menschen unterstützen

Link zu Infos über die Kampagne für ein gutes Barrierefreiheitsrecht