Halle: Wie aus einer schlechten Erfahrung eine gute Nachricht werden kann, das hat Jennifer Sonntag aus Halle erlebt und mit Hilfe der beim Bundesbehindertenbeauftragten angesiedelten Schlichtungsstelle und der Antidiskriminierungsstelle des Bundes erreicht. Nachdem die kobinet-nachrichten am 25. Oktober 2021 bezugnehmend auf den Facebookeintrag von Jennifer Sonntag einen Bericht mit der Schlagzeile "Kein Abendessen mit Führhund im Hotelrestaurant" veröffentlicht hatten, kann Jennifer Sonntag nun vermelden: "Hotelpersonal sieht ein, Assistenzhund darf rein!"
"Ich freue mich so sehr euch mitteilen zu können, dass ich nun eine Rückmeldung von dem Hotel erhalten habe, über das ich kürzlich auf Facebook berichtete. Obwohl ich im Vorfeld den Führhund angemeldet hatte, wurde ich permanent aus dem Speisesaal gemahnt, was bei Vollpension täglich vier Rauswürfe bedeutet hätte", berichtet Jennifer Sonntag. "Mein größter Wunsch war es, Bewusstsein und Erkenntnis für ein unsichtbares Thema zu schaffen. Vertuscht man das Hilfsmittel, damit es keiner bemerkt, oder resigniert man am Ende selber im stillen Kämmerlein, verschwinden behinderte Menschen und ihre Rechte wieder in der Unsichtbarkeit. Da ich persönlich kein Gehör fand, erinnerte ich mich an die Tipps auf dem Hörmagazin 'Wir Führhundhalter'. Ich holte mir Rat und Hilfe bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und der Schlichtungsstelle des Bundesbehindertenbeauftragten."
Und das hat sich nicht nur für Jennifer Sonntag, sondern hoffentlich für alle Nutzer*innen von Assistenzhunden gelohnt. Sie berichtet weiter: "Auf das Schreiben der Schlichtungsstelle reagierte das Hotel nun mit dem Versprechen, alle Mitarbeitenden über die Gesetzeslage zu informieren. Ich habe die schriftliche Entschuldigung der Hotelleitung nun angenommen und bedanke mich für die Unterstützung der begleitenden Stellen. Schade, dass sich solche Hürden manchmal nicht im persönlichen Umgang mit dem behinderten Gast ausräumen lassen und man dafür einen Schlichtungsantrag stellen muss. Mein Credo: Sozialer Umgang heißt nicht, einander sozial zu umgehen. Dennoch bin ich dankbar dafür, dass man meiner Schlichterin Gehör schenkte, denn andere Menschen mit Assistenzhund werden zukünftig durch unser Zusammenwirken bei dieser Hotelkette hoffentlich keine Probleme haben. Es ist wieder ein Pfotenabdruck in Richtung Inklusion gesetzt."
Was war genau geschehen?
"Leider sind die verbesserten Zutrittsrechte für Assistenzhunde noch nicht in allen gesellschaftlichen Bereichen angekommen. Das bekamen mein Blindenführhund Paul und ich vergangenes Wochenende schmerzlich bei einem Hotelaufenthalt zu spüren", berichtete die Autorin und Moderatorin Jennifer Sonntag Ende Oktober 2021 auf Facebook. "Das Hotelpersonal ließ nicht locker, uns aus dem Speisesaal zu 'bitten'. Dabei hatte ich mich so darauf gefreut, an diesem verlängerten Wochenende mal wieder in Gesellschaft zu sein und meine Behinderungen auch mal zu vergessen. Am Ende aß ich jedoch tief traurig mit Paul im Zimmer, ohne meine Familie, und statt meine Schmerzen zu vergessen, erlitt ich vor lauter Ärger einen schweren Schmerzschub."
Link zum Bericht der kobinet-nachrichten vom 25. Oktober 2021
Jennifer Sonntag hatte sich von Anfang an gegen die Nennung des Hotels entschieden, weil sie am Ende doch noch auf einen Dialog hoffte. "Ich bedanke mich bei allen, die mich in der Sache ermutigt haben und möchte auch andere zur eigenen Selbstwirksamkeit ermutigen. Damit öffnen wir die Tür nicht nur für uns, sondern immer auch für andere", so das Resümee von Jennifer Sonntag nach der Rückmeldung und Entschuldigung vonseiten des Hotels.