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Ina Fischer - Foto: ZsL ErlangenErlangen: Seit über fünf Jahren setzt sich Ina Fischer vom Erlanger Zentrum für selbstbestimmtes Leben Behinderter (ZsL) zusammen mit einer Reihe weiterer Akteur*innen für ein inklusives Erlangen ein. Herausgekommen ist dabei nicht nur das von der Aktion Mensch geförderte Projekt Kommune inklusiv, das die engagierte Frau in Erlangen koordiniert, sondern auch eine Reihe von Initiativen, die nach Ansicht des NETZWERK ARTIKEL 3 gute Nachrichten zur Inklusion sind. Ottmar Miles-Paul vom Projekt "Gute Nachrichten zur Inklusion“ traf die blinde Streiterin für Inklusion auf einen Kaffee in Erlangen und konnte dabei nicht nur deren sportlichen Ehrgeiz für ein inklusive Erlangen erleben, sondern erfuhr auch, was in Erlangen bereits in Sachen Inklusion erreicht wurde bzw. noch ansteht.

Die gelernte Kauffrau für Bürokommunikation und Peer Counselorin zur Beratung behinderter Menschen durch behinderte Menschen hat bereits während ihrer Schulzeit in München ihren sportlichen Ehrgeiz entdeckt. Es folgte eine Zeit, in der Ina Fischer an vielen Wochenenden in Sachen Sport unterwegs war und dabei viele Menschen, Städte und Länder kennengelernt hat. Die ehrgeizige Sportlerin nahm dabei an vielen Turnieren im Goalball teil und war auch zweimal für das deutsche Team bei den Paralympics in Athen und Peking mit von der Partie. Beim Goalball geht es darum, einen mit Glöckchen gefüllten und damit besser hörbaren Ball ins Tor der anderen Mannschaft zu rollen, bzw. zu verhindern, dass die Würfe der anderen Mannschaft im eigenen Tor landen. Der Sport wird hauptsächlich von blinden und sehbehinderten Menschen betrieben, kann aber auch inklusiv erfolgen, weil alle eine Augenbinde tragen müssen. Da der Ball in etwa so schwer wie ein kleinerer Medizinball ist, braucht man dafür viel Kraft, Zielgenauigkeit und eine gute Kondition.
 
Dass Ina Fischer auch beim Engagement für Inklusion über eine gute Kondition verfügt, das merkt man, wenn sie von den verschiedenen Aktivitäten in Erlangen berichtet. Erlangen spielte bereits in den 90er Jahren eine wichtige Rolle in der Behindertenbewegung. Dort wurde der mittlerweile in Berlin ansässige Selbstvertretungsverband Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) gegründet, der in seinen ersten Jahren seinen Sitz in Erlangen hatte. Das Engagement behinderter Menschen für Barrierefreiheit, gleichberechtigte Teilhabe und Inklusion wurde bereits damals von der Stadt aufgegriffen, so dass recht früh ein Behindertenkoordinator bei der Stadt Erlangen eingesetzt und auf Barrierefreiheit geachtet wurde. So findet man heute auf der Internetseite der Stadt Erlangen Links zu verschiedenen Internetseite mit Übersichten, wo was in Erlangen barrierefrei ist: Barrierefreies Erlangen
 
Wichtig findet Ina Fischer, dass die Strukturen von den Verantwortlichen von vorne herein so gestaltet werden, dass Inklusion und eine barrierefreie Teilhabe von Anfang an mitbedacht und damit selbstverständlich umgesetzt wird. Das bei der Stadt angesiedelte Büro für Chancengleich und Vielfalt hat daher einen Veranstaltungsplaner mit dem Titel "Veranstaltungen für alle planen und organisieren“ als Handreichung für Erlanger Macher*innen von Veranstaltungen für alle herausgegeben. Zudem wird in Erlangen auch zunehmend Leichte Sprache für Informationen verwendet.
 
Dass sich das Engagement behinderter Menschen lohnt, zeigt sich für Ina Fischer auch daran, dass in den letzten Jahren eine Reihe von Straßen und Kreuzungen barrierefrei umgebaut wurden. Das erleichtert auch ihr selbst die Mobilität erheblich. Ein Anliegen ist der engagierten Frau aber auch, dass die Erlanger Volkshochschule ein besonderes Engagement in Sachen Inklusion behinderter Menschen an den Tag legt. Sei es bei den Informationen über die Barrierefreiheit der Angebote oder bei den inhaltlichen Angeboten, wie zum Beispiel Gebärdensprachkurse, zeige sich, wie nachhaltig die jahrelange Zusammenarbeit der Behindertenorganisationen mit der Volkshochschule wirken. vhs barrierefrei
 
Dass es auch in Erlangen noch einiges zu tun gibt, daran lässt Ina Fischer keinen Zweifel aufkommen. Deshalb steht auf ihrer Agenda als nächstes die Verankerung eines Inklusionsvorbehalts bei städtischen Beschlüssen, der ähnlich wie bei der Nachhaltigkeitsstrategie in Sachen Klimaschutz wirken müsse. Denn gerade im Lichte der UN-Behindertenrechtskonvention müssen nach Ansicht von Ina Fischer Kommunen sicherstellen, dass die Inklusion behinderter Menschen entsprechend bedacht und berücksichtigt wird. Partizipation ist dabei ein zentraler Schlüssel, so dass Ina Fischer und ihre Kolleg*innen noch viel zu tun haben werden. Hoffnungsfroh stimmt sie dabei, dass sich in Erlangen zwischenzeitlich sehr gute Netzwerke von engagierten Menschen gebildet haben, so dass die Drähte hier zum Glück meist recht kurz sind.
 
 
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