Teneriffa/Frankfurt (kobinet - 02.05.2003 - 12:10) Dr. Corina Zolle ist Benutzerin eines Elektrorollstuhles. Sie hatte kürzlich bei einem Heimflug von Teneriffa nach Frankfurt Erlebnisse der besonderen Art. Von einem Kongress kommend wurden sie und ihre Assistentin schon vom Bodenpersonal empfangen mit der Aufforderung, die Assistentin möge gleich mitkommen und den ebenfalls im Flieger transportierten Rollstuhl zusammenbauen. Man hatte in Teneriffa ihren Rollstuhl teilweise zerlegt und die Trockenbatterie ausgebaut. Die Batterie war jedoch zunächst nicht aufzufinden. Nachdem das ganze Flugzeug durchsucht worden ist, fand sie sich schließlich bei der Gepäckausgabe.
Hier Auszüge aus Zolles Beschwerdebrief an die Fluggesellschaft Condor:
«... Der Ausbau der Batterien wurde damit gerechtfertigt, dass dadurch verhindert werden sollte, dass der Rollstuhl auf Grund der ausgebauten Batterien nicht im Laderaum herumfahren könnte. Es sei Vorschrift, dass Batterien aus elektrischen Rollstühlen entfernt werden müssten. Zu Ihrer Information: Elektrische Rollstühlen verfügen - wie eigentlich alle elektrischen Geräte - über einen An- und Ausschalter. Darüber hinaus verfügen die meisten über einen Zündschlüssel, der, sobald er entfernt ist, den Stromkreislauf unterbricht und somit ein Herumfahren im Laderaum verhindert. Schließlich lässt man bei einem Auto auch nicht das Benzin ab, um es am Davonrollen zu hindern ...»
Ihre Assistentin musste sie den ganzen Weg bis zu den Gepäcksbändern schieben, was bei dem Gewicht eines elektrischen Rollstuhls keine leichte Aufgabe ist. An der Gepäckausgabe konnten sie die Batterie wieder in Empfang nehmen und in den Rollstuhl einbauen. Hierbei erhielten sie keine Hilfe, da die Sanitäter, die sie aus dem Flugzeug tragen mussten, bereits verschwunden waren.
Eine weitere angebliche Vorschrift, mit der Corina Zolle erstmals konfrontiert wurde lautet: «Behinderte müssen generell in der vierten Reihe am Fenster sitzen». Auch hierfür gibt es selbstverständlich eine «logische» Begründung. Die lautet, wenn es zu einer Notsituation käme und das Flugzeug schnell geräumt werden müsse, könne man Behinderten eh nicht mehr helfen. Wenn sie am Gang säßen, behinderten sie nur die anderen, die das Flugzeug dann nicht schnell genug verlassen könnten. Dazu Corina Zolle: «Als Kind wollte ich immer am Fenster sitzen um rausschauen zu können. Das hat man mir verwehrt, da ich sonst im Notfall nicht rechtzeitig gerettet werden könnte. Die Zeiten haben sich wohl geändert, denn jetzt geht die Begründung genau anders herum. Es ist außerdem fast unmöglich, einen erwachsenen schwerbehinderten Menschen wie mich auf den Fensterplatz zu bugsieren». elba
am Donnerstag, 01.01.1970, 01:00