Lüdinghausen: Dennis Sonne aus Lüdinghausen hat vor kurzem auf seiner Facebookseite geschrieben: "Leute ich bin richtig stolz! In Lüdinghausen konnten mein Kumpel Henrik Mertens und ich richtig was bewegen. Wir haben vor ein paar Monaten an der Realisierung eines "inklusiven Calisthenics-Park" mitgewirkt. Henrik hat als erfahrener Sportler und Physiotherapeut die medizinischen Aspekte in die Planung einbezogen. Ich habe als erfahrener Inklusionsaktivist auf die inklusiven Elemente geachtet. Nach vielen Beratungsterminen mit der Stadt Lüdinghausen und dem Architekten haben wir einen tollen Plan entworfen, wie der Fitnesspark aussehen wird. Und nun ist er endlich fertig!" Dieser guten Nachrichten zur Inklusion ist Ottmar Miles-Paul nachgegangen und hat folgendes Interview mit Dennis Sonne geführt:
Ottmar Miles-Paul: Auf Ihrer Facebook-Seite berichten Sie, dass Sie und ihr Kumpel Henrik Mertens in Lüdinghausen an der Realisierung eines „inklusiven Calisthenics-Park" mitgewirkt haben. Wo liegt Lüdinghausen und was ist ein Calisthenics-Park?
Dennis Sonne: Lüdinghausen ist bekannt als „Wasserburgenstadt“ und liegt im Münsterland in Nordrhein-Westfalen. Auf einer Karte findet man es ziemlich genau zwischen Dortmund und Münster. Ich fühle mich hier sehr wohl, auch aufgrund der vielen Sportangebote. Was allerdings bis zuletzt gefehlt hat, ist ein ganz spezielles Fitnessangebot, ein so genannter Calisthenics-Park. Calisthenics-Parks schießen seit etwa fünf Jahren wie Pilze aus dem Boden. Überall auf der Welt sind diese Fitnessanlagen zu finden, oft direkt am Strand oder in Parkanlagen. Das besondere bei Calisthenics ist, dass mit dem eigenen Körpergewicht trainiert wird. Ein typisches Beispiel sind Klimmzüge, auch Pull-Ups genannt. Auch besonders ist, dass Calisthenics zwar klingt, wie eine Sportart, die jede*r allein für sich macht, dabei geht es jedoch vielmehr um Teamgeist. Sich gegenseitig zu „pushen“ und anzuspornen über die bisherigen Fähigkeiten hinauszuwachsen, das ist ein tolles Gefühl und kann eine*n immer wieder antreiben.
Ottmar Miles-Paul: Wie kam es dazu, dass Sie sich für diesen inklusiven Calistenics-Park eingesetzt haben?
Dennis Sonne: Zunächst wurde eine Bestandsaufnahme dazu gemacht, inwieweit sich die Menschen in Lüdinghausen eine solche Anlage wünschen, also, ob überhaupt ein Bedarf besteht. Aus diesem Grund habe ich mich mit Sportler*innen ausgetauscht, die ich unter anderem am Trimm-Dich-Pfad getroffen habe. Als in kürzester Zeit mehr als zwanzig Leute starkes Interesse bekundet haben, habe ich als Kommunalpolitiker einen Antrag an die Lüdinghauser Stadtverwaltung gestellt, der im Fachausschuss für Sport einstimmig angenommen wurde. Das alles ereignete sich Mitte 2019. Politische Prozesse benötigen Zeit und in diesem Fall war diese auch nötig, um die Gestaltung des Calisthenics-Park partizipativ zu gestalten. Die Stadtverwaltung Lüdinghausen ließ Menschen, die auf unterschiedlichste Weise vom Fach sind, zusammen arbeiten, um einen im höchsten Maße gelungenen und inklusiven Calisthenics-Park zu konzipieren und zu verwirklichen.
Ottmar Miles-Paul: Sie schreiben auf Ihrer Facebook-Seite, dass Sie richtig stolz sind, dass ihr Kumpel und Sie dort richtig was bewegen konnten. Wie lief der Beteiligungsprozess und auf welche Ergebnisse, die mehr Inklusion ermöglichen, sind Sie so richtig stolz?
Dennis Sonne: Seit Anfang des Jahres 2021 gibt es eine Kommission, die aus dem Architekten des Calisthenics-Park, Vertretern der Stadtverwaltung, der Bürgerstiftung, einer Mitarbeiterin des DTB, meinem Kumpel Henrik und mir bestand. Henrik ist Calisthenics-Sportler und Physiotherapeut und konnte somit seine medizinische und therapeutische Expertise in die Planung einfließen lassen. Meine Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass die Sportanlage inklusiv gestaltet wird und so jede*r trainieren kann. Das ist uns geglückt. Rollstuhlfahrer*innen, Menschen mit Sehbehinderungen, Menschen egal welcher Körpergröße und welchen Alters wurden berücksichtigt. Bei uns kann jede*r trainieren. Der Architekt, der den Calisthenics-Park geplant hat, hat alle unsere Hinweise aufgenommen und eins zu eins umgesetzt. Dafür sind Henrik und ich dankbar und diese Umsetzung, die auf unseren Empfehlungen beruht, die hat uns beide sehr stolz gemacht.
Ottmar Miles-Paul: Ab wann gibt es das neue Angebot und werden Sie dieses selbst nutzen?
Dennis Sonne: Der Park ist seit Ende Oktober 2021 zugänglich und jede*r Interessierte kann hier trainieren. Wie ich aber zu Beginn bereits sagte, ist bei Calisthenics der „Team-Spirit“ etwas ganz Besonderes. Allein zu trainieren ist etwas anderes, als wenn man dies gemeinsam macht. Also haben Henrik und ich einen Unterverein gegründet: LHX – Lüdinghausen Calisthenics. Dieser ist integriert in den Rehasportverein Lüdinghausen. Andrea Teipel, Vorsitzende des Rehasportvereins, kam uns sehr entgegen und hat uns aufgenommen. Da die offizielle und feierliche Eröffnung am 13. November 2021 stattfindet, werden wir ab diesem Tag Mitglieder in den Verein aufnehmen. Der Verein ist inklusiv. Hier kann jede*r trainieren. Wenn es das Wetter nicht zulässt, haben wir bereits Hallenzeiten in einer Sporthalle in Lüdinghausen buchen können. Bei schlechtem Wetter trainieren wir also in der Halle.
Ottmar Miles-Paul: Auf Ihrer Facebook-Seite ist ebenfalls zu lesen, dass Sie für den Landtag kandidieren wollen. Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass es klappt?
Dennis Sonne: Das ist richtig. Ich kandidiere für den Landtag in Nordrhein-Westfalen. Ich habe bereits einige gute Voten erhalten, die für eine Kandidatur wichtig sind. Direktkandidat in meinem Wahlkreis (79, Coesfeld II) bin ich bereits. Nun hoffe ich auf einen guten und aussichtsreichen Listenplatz auf der Landesdelegiertenkonferenz im Dezember. Mein Ziel ist es, Inklusion im Landtag voranzutreiben und dafür zu sorgen, dass die UN-Behindertenrechtskonvention umgesetzt wird. In meinen Augen braucht es einen Politiker, der versteht, wovon er spricht und Inklusion lebt. Ich lebe Inklusion! Meine Chancen kann ich nicht einschätzen. Ich werde aber dafür kämpfen Teil des Landtags zu werden.
Ottmar Miles-Paul: Wenn Sie auf den Beteiligungsprozess für die Gestaltung des inklusiven Calisthenics-Parks blicken, haben Sie Tipps für andere, die sich ebenfalls vor Ort für mehr inklusive Angebote einsetzen wollen?
Dennis Sonne: Ich rate dazu, die Menschen mit ins Boot zu nehmen, um die es geht. Davon profitiert das Projekt. Ein gutes Beispiel auf kommunaler Ebene sind die verschiedenen Gremien, die existieren, wie zum Beispiel ein Jugendbeirat, ein Inklusionsbeirat und ein Seniorenbeirat. Mit diesen Gremien sind „Expert*innen in eigener Sache“ beteiligt und es ist schon viel gewonnen. Partizipative Instrumente werden immer wichtiger, weil die Menschen beteiligt werden wollen. Außerdem sollte jede*r laut werden für das, was ihm/ihr am Herzen liegt. Nur durch Input und Leidenschaft lässt sich Veränderung erwirken.
Ottmar Miles-Paul: Vielen Dank für das Interview und viel Spaß mit dem neuen Angebot.
Link zum Fernsehbericht im WDR vom 12. November 2021