Berkeley, CA. / Berlin (kobinet) Marilyn Golden gilt nicht nur in den USA als wichtige Bürgerrechtsaktivistin für die Gleichstellung behinderter Menschen, sondern hat auch in Deutschland im Hinblick auf die Gleichstellungsgesetzgebung viele Spuren hinterlassen. Zu Beginn der Hybrid-Mitgliederversammlung der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) erinnerte Horst Frehe gestern an das Wirken von Marilyn Golden, die am 21. September gestorben ist, der mit einer Schweigeminute gedacht wurde.
Als Marilyn Golden im Sommer 1991 in der Jugendherberge Verden über die Entstehung und die Regelungen des US-amerikanischen Antidiskriminierungsgesetz für behinderte Menschen, den Americans with Disabilities Act (ADA), sehr praktisch berichtete, war dies für einige Akteur*innen der deutschen Behindertenbewegung sozusagen ein Aha-Erlebnis. Vor allem war diese Tagung und die Ausführungen von Marilyn Golden ein wichtiger Initialzünder für eine Gleichstellungsbewegung behinderter Menschen, die in den Folgejahren mit der Grundgesetzänderung, dem Bundesgleichstellungsgesetz und von Gleichstellungsgesetzen in den Ländern viel bewegen sollte. In Verden entstand damals auch die Idee für einen gemeinsamen Aktionstag um den 5. Mai herum, den heutigen Europäischen Protesttag für die Gleichstellung behinderter Menschen, der erstmalig am 5. Mai 1992 durchgeführt wurde.
Marilyn Golden verstand es nicht nur, gesetzliche Regelungen sehr praktisch dazustellen, sie schilderte auch sehr lebhaft die Strategien, um solche gesetzliche Regelungen zu erreichen und hatte immer wieder Tipps parat. "Meine Lieblingsparty sind Strategiepartys" brachte sie ihre Vorliebe für das Austüfteln von Strategien für politische Erfolge einmal scherzhaft. Viele schloßen Marilyn Golden auch wegen ihrer offenen und unkomplizierten Art in ihr Herz, so dass sie in den Folgejahren immer wieder nach Deutschland eingeladen wurde, um für Gleichstellungsgesetz zu werben.
Als sie vor kurzem einige Akteur*innen darüber informierte, dass sie Krebs hat, war dies ein erster Schock. Nun kam die Nachricht aus den USA, dass Marilyn Golden, die 1954 geboren wurde, am 21. September verstorben ist. Bis zuletzt hat sie sich im Disability Rights, Education and Defense Fund (DREDF), einer Bürgerrechtsorganisation behinderter Menschen in der San Francisco Bay Area für die Rechte behinderter Menschen engagiert. "Wir werden Mariyln sehr vermissen", war daher der einheillige Tenor bei der gestern in Berlin gestarteten Hybrid-Mitgliederversammlung der ISL, die heute fortgesetzt wird.
Link zum Nachruf auf Marilyn Golden von DREDF in englischer Sprache