Chemnitz, 3. September 2025: "Wie sichtbar ist Braille eigentlich im eurer Stadt? Wir bei Braille200 freuen uns immer sehr, wenn wir in freier Wildbahn auf Braille-Beschriftungen stoßen. Wie oft das aber tatsächlich vorkommt, variiert von Stadt zu Stadt ziemlich stark. Anja Pfaffenzeller und ihre Schülerinnen und Schüler sind der Frage, wie sichtbar Braille im Stadtbild von Chemnitz ist, gründlich nachgegangen. Ihre Ergebnisse haben sie in einem eindrucksvollen Plakat festgehalten. Wir sind begeistert von dieser spannenden Idee und hoffen, dass sie viele Nachahmer inspiriert", heißt es vonseiten der Initiative Braille 200 der Europäischen Blinden Union, die in Kooperation mit dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) anlässlich des 200. Jubiläums der Brailleschrift durchgeführt wird. Für das NETZWERK ARTIKEL 3 ist dies eine gute Aktion auf dem Weg zu mehr Inklusion.
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Braille in der Kulturhauptstadt Europas
Chemnitz ist 2025 Kulturhauptstadt Europas und mit einer großen Schule und einem Ausbildungszentrum eine der Hauptstädte für blinde Menschen in Deutschland. Aber wie sieht es mit Braille im öffentlichen Raum aus? Diese Frage wollten eine Gruppe sehbehinderter Schüler und ihre blinde Lehrerin im Rahmen eines Schulprojekts untersuchen.
Wir machten einen Spaziergang durch die Innenstadt und fotografierten verschiedene Orte. Am Bahnhof fanden wir gute Beispiele für Braille-Schilder, an anderen Orten konnten wir den guten Willen erkennen, aber die Umsetzung ist noch nicht perfekt. Es gibt jedoch auch Beispiele für ein völliges Fehlen von Braille im öffentlichen Raum.
Die Schüler bewerteten die Orte und Jack und Lara entwarfen die Braille-Ampel: grün, gelb und rot.
QR-Codes mit aufgezeichneten Fotobeschreibungen werden hinzugefügt. Wir werden einen Ort finden, an dem wir das Poster aushängen können, um das Bewusstsein für die Bedeutung von Braille im öffentlichen Raum zu schärfen, heißt es in dem Bericht.
Beschreibung des Posters
Foto eines Papierplakats. Das Plakat/Poster ist in drei gleich große Farbsegmente unterteilt: oben grün, in der Mitte gelb und unten rot.
Grün:
Das grüne Segment enthält einen schwarzen Daumen-hoch-Zeichen, sechs Fotos und Text.
Bild 1, oben links: Ampeltaster mit Brailleschrift und Text „Bitte berühren“
Text: CVAG Bushaltestellen
Die Dynamische Fahrgastinformation (DFI) informiert Fahrgäste per Lautsprecher über aktuelle Verbindungen.
Bild 2, unten links: Foto eines Modells der Chemnitzer Innenstadt
Text: Stadtmodell
Das Chemnitzer Stadtmodell ist mit seinen fühlbaren Straßen und Häusern, sowie den Braillebeschriftungen sehr blindenfreundlich.
Bild 3, Mitte: Foto von Eiscafè „Cortina“
Text: Auf einer Speisekarte in Brailleschrift können auch blinde Menschen das gesamte Angebot erkunden.
Bilder 4, 5, 6, unter den Thumbs Up rechst: 2 Bilder von Handläufen mit Informationen in Braille und erhabener Schrift; 1 Bild von Taktilen Bodenindikatoren (Leitsystem) im Bahnhof
Text: Chemnitzer Hauptbahnhof
Es gibt ein gut durchdachtes Leitsystem. Aufmerksamkeitsfelder kündigen Kreuzungen oder wichtige Orte an. An fast allen Treppengeländern befinden sich Wegweiser in Keilschrift und Brailleschrift. An den Gleisen ertönen Durchsagen über ein- und abfahrende Züge.
Gelb:
Das mittlere gelbe Segment enthält ein schwarzes Daumen-hoch-Zeichen, aber seitlich, was ein neutrales Gefühl vermittelt. Es enthält auch vier Fotos und Text.
Bild 1, oben links: Etagenwahltaster Aufzug
Text: Tietz
Die Fahrstühle sind zwar mit Braille beschriftet, aber es gibt keine Ansage, auf welcher Etage man sich befindet.
Bild 2, unten links: Zentralhaltestelle
Die Dynamische Fahrgastinformation (DFI) informiert Fahrgäste über aktuelle Verbindungen, jedoch erfährt man nicht, auf welchem Bahnsteig man sich befindet.
Bild 3 und Bild 4: 2 Bilder von Handläufen
Text: Chemnitzer Hauptbahnhof
Mindestens eine Beschriftung am Geländer fehlte und an anderer Stelle war die Beschriftung unsinnig geteilt. Die Beschriftung am Ausgang „Dresdner Sraße“ beschreibt nicht genau den Standort beider Haltestellen.
Rot:
Der letzte Abschnitt des Posters ist rot und enthält ein schwarzes Daumen-nach-unten-Zeichen, das ein negatives Gefühl vermittelt. Außerdem enthält es drei Fotos und Text.
Bild 1, oben Mitte: Foto der Fassade der Galerie Roter Turm
Text: Die Galerie „Roter Turm“ in der Innenstadt ist generell sehr unübersichtlich und es gibt keine Braille-beschriftungen an Läden und Rolltreppen.
Bilder, unten Mitte rechts: Bild 2, Kulturzentrum das Tietz: Informationstafel zur Lage von Bibliothek, Museen etc. und Bild 3, Informationen zu den Öffnungszeiten der Zentralbibliothek.
Text: Tietz
Die Stadtbibliothek hat ein Leitsystem, welches leider an manchen Stellen im Nirgendwo endet. Man kann keine Braillebücher ausleihen.