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Irmgard Badura und Jürgen Ganzmann bei der PräsentationErlangen: Das Zentrum für selbstbestimmtes Leben Behinderter Erlangen (ZsL) reagiert auf die globale Problematik des Klimawandels und präsentierte auf einer Pressekonferenz als möglichen innovativen Lösungsansatz die Idee eines grünen Multifunktionsparkhauses, das Inklusion und Nachhaltigkeit vereinen kann. Die Tatsache, dass damit auch verstärkt Organisationen von behinderten Menschen in diesem Bereich aktiv werden und Verantwortung übernehmen, betrachtet das NETZWERK ARTIKEL 3 als gute Nachricht zur Inklusion.

"Der Klimawandel verändert die Welt, in der wir leben, mit vielfältigen Auswirkungen auf Natur, Gesellschaft und Wirtschaft und unser alltägliches Leben. Mit großer Sorge nehmen wir Handlungsdefizite in Zeiten des Klimawandels wahr: Das letzte Jahrzehnt (2011–2020) war das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Wir müssen jetzt zusammen Ideen umsetzen und handeln! Wir als ZSL Erlangen setzen auf Inklusion & Nachhaltigkeit,“ betonten Jürgen Ganzmann und Irmgard Badura, Geschäftsführende Vorstände des ZSL. Es sei wichtiger denn je, als Gesamtgesellschaft gemeinsam schnell und ambitioniert zu handeln. Deshalb sieht sich das ZsL Erlangen auch in der Verantwortung, diesen Prozess mitzugestalten und eine Lösungsidee zu präsentieren.

"Wir engagieren uns konsequent für ein NEU-DENKEN, das auf der Verbindung von Inklusion, Ökologie und Nachhaltigkeit vor allem im Städtebau beruht. Ein Beispiel ist der Entwurf eines multifunktionalen, grünen Parkhauses, das Antworten auf dringende Fragen wie einer zunehmenden Urbanisierung, einer Verdichtung des 'Lebensraums Stadt', Klimaerhitzung, Starkregenereignisse und Konfliktsituationen beim Parkplatzsuchverkehr bietet", heißt es in der Presseinformation des ZsL. Erlangen biete mit seinen zahlreichen Großparkplätzen genügend Möglichkeiten für eine punktuell multifunktionelle Nutzung, welche adaptiv unterschiedliche Bedürfnisse erfüllen könne. Die Freiflächen Erlangens sollten nach Ansicht des ZsL genutzt werden, bedarfsorientierte Multifunktionsparkhäuser zu errichten. Viele Flächen könnten für diesen Zweck nutzbar gemacht werden, wie beispielsweise die großen Parkplatzflächen von Erlangen (Healthineers Parkplatz, Pendlerparkplatz, Großparkplatz). Ein bedarfsorientiertes, individuell nutzbares und anpassungsfähiges Multifunktionsparkhaus auf diesen Flächen biete auf mehreren Etagen diverse Möglichkeiten:

- Parkplätze, u.a. für Menschen mit Behinderung, Anwohnende, Kurzeitparkende, Fahrräder, Lieferdienste, Handwerksunternehmen,

- Raum für Veranstaltungen (Wochenmärkte, Flohmärkte)

- Öffentliche und barrierefreie Toiletten

- Packstation

- Ladestationen für E-Bikes und Elektroautos

- Stellplätze für E-Roller

- Klimaverbesserung durch urbane Gärten / Dachgärten (Stadt- und/oder Schulgarten)

- Außenbegrünung

- Unterirdische Auffangbecken für Starkregenereignisse

- Errichtung von Erneuerbare-Energien-Anlagen (Solar und Windkraft)

Mit der Idee werde nicht nur ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz sowie zum Ressourcenerhalt geleistet, auch verbessere sich das Erscheinungsbild und die Attraktivität der Stadt sowohl für Einwohner*innen als auch Wirtschaft und Tourismus. Diese wesentliche Raumoptimierung wirke auch einer Parkplatzproblematik und Verkehrsstörungen entgegen. Auch helfe sie im Konflikt zwischen Anwohnenden, Autofahrenden und Fahrradfahrenden. Durch die Reduzierung des Verkehrs könnten ebenso Parkplätze abgebaut und Böden durch Entsiegelung als Lebensräume erhalten werden. Die Reduktion bis Abschaffung der innerstädtischen Parkplätze könne als weitere Chance genutzt werden: zum Beispiel die Schaffung von Abstellplätzen für Räder und E-Roller, Stellplätze für Mülltonnen zu Abfuhrzeiten und Kurzparkplätze, heißt es in der Presseinformation des ZsL Erlangen.

Einen weiteren Vorteil birge das Parkhaus in der Möglichkeit städtischer Einnahmen durch Vermietung. Das Team des ZsL ist überzeugt, dass mit dieser innovativen Idee die Brücke geschlagen werden kann zu einer barrierearmen, klimaneutralen, fahrradfreundlichen sowie attraktiven und dadurch zukunftsfähigen Stadt. Außerdem werde damit ein wesentlicher Beitrag zur gesellschaftlichen und beruflichen Teilhabe von Menschen in besonderen Lebenssituationen geleistet. Das ZSL bietet mit diesem Entwurf einen Lösungsansatz und möchte Verantwortung für die Zukunft übernehmen.

Zum Schluss betonte Jürgen Ganzmann vom ZsL Erlangen: "Wir haben kein Wissensdefizit, sondern ein Handlungsdefizit.“

Hintergrund:

Das Zentrum für Selbstbestimmtes Leben Behinderter, kurz: ZSL Erlangen, wurde 1988 von Aktivist*innen als gemeinnütziger Verein zur Selbstvertretung von behinderten Menschen gemäß dem Motto "Nichts über uns ohne uns!“ gegründet. Ziel ist die gleichberechtigte Teilhabe im beruflichen wie privatem Lebensbereich, also Inklusion. Sogar bei den Verhandlungen der UN-Konvention für die Rechte behinderter Menschen wirkten Aktive des ZsL aktiv mit. Zur Realisierung von Inklusion bietet das ZsL anderen Betroffenen sowie allen Interessierten ein umfassendes Spektrum an Beratung, Unterstützung und Dienstleistung.

Die Beratungsstelle informiert über vielfältige Themenbereiche eigenbestimmten Lebens. Die Assistenz-Organisation hält in Erlangen ein umfassendes Angebot für erwachsene Menschen mit Behinderung bereit. Persönliche Assistenz ermöglicht Menschen mit Unterstützungsbedarf ein selbstbestimmtes Leben im von ihnen ausgewählten Umfeld. Weiterhin trägt das ZsL mit zahlreichen Aktionen als auch Projekten zur Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit bei und überzeug städtische Einrichtungen wie auch private Unternehmer, Barrierefreiheit umzusetzen.

Das ZSL Erlangen ist ein anerkannter gemeinnütziger Verein, der nicht gewinnorientierte, sondern gesellschaftliche Aufgaben in den Fokus stellt. Als seit langem etablierte Interessenvertretung sieht sich das ZsL durch zahlreiche Auszeichnungen für seine erfolgreiche Arbeit in seinem Engagement bestätigt.

Link zu weiteren Infos des ZsL Erlangen