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Kerstin Latzke und Hubertus Heil - Foto: Thomas RafalzykBerlin: Der Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil, hat am 20. September Bürgerinnen und Bürgern geehrt, die auf seinen Vorschlag hin den vom Bundespräsidenten verliehenen Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland für ihr herausragendes soziales Engagement im Kampf gegen soziale Ausgrenzung erhielten. Kerstin Latzke aus Golzow, die sich als Guide in der Gedenkstätte für die Opfer der "Euthanasie"-Morde in Brandenburg an der Havel engagiert, ist eine davon, die sich mit besonderem Engagement für die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen einsetzt. Für sie ist klar: "Die Taten von damals dürfen sich nicht wiederholen." Dass sie für ihr Wirken ausgezeichnet wurde, ist für das NETZWERK ARTIKEL 3 eine gute Nachricht zur Inklusion.

„Kerstin Latzke ist als Guide in der Gedenkstätte für die Opfer der sog. Euthanasie-Morde in Brandenburg an der Havel tätig. Diese erinnert an über 9000 Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen, die zwischen Januar und Oktober 1940 an diesem Ort ermordet wurden. In Brandenburg an der Havel war eine von sechs Tötungsanstalten des nationalsozialistischen Regimes“, heißt es im Pressetext des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zur Ehrung von Kerstin Latzke. Weiter heißt es im Pressetext des BMAS zum Wirken von Kerstin Latzke und der Gedenkstätte:

„Seit 2012 ist dieser Ort eine Gedenkstätte und erinnert damit an die Verbrechen, die vom Nazi-Regime an Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen begangen wurden. Die Gedenkstätte trägt mit ihrer Arbeit aktiv zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention bei und setzt ein klares Zeichen für Inklusion. Nach der UN-Behindertenrechtskonvention sollen alle Menschen gleichermaßen an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens teilhaben können – so auch Menschen mit Behinderungen. 2016 wurde dazu ein Inklusionsprojekt in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe in Brandenburg an der Havel ins Leben gerufen. Dieses Projekt verfolgt das Ziel, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten einen aktiven Part bei den Führungen und den Workshops in der Gedenkstätte übernehmen. Gemeinsam mit den Gedenkstättenpädagoginnen und -pädagogen entwickelten sie eine Führung durch den historischen Ort und die Ausstellung, wobei sie individuelle Schwerpunkte setzten und eigene Vermittlungsformen fanden. Seit 2017 werden diese inklusiven Führungen und Workshops angeboten. Kerstin Latzke ist dabei eine von insgesamt acht Guides mit Lernschwierigkeiten, die diese Führungen und Workshops gemeinsam mit anderen Mitarbeitenden der Gedenkstätte durchführt.

Das Engagement von Kerstin Latzke in ihrer Arbeit über dieses schreckliche Kapitel deutscher Geschichte geht dabei weit über das normale Maß hinaus. Sie hat sich mit großer Hingabe tief in diese auch für sie persönlich bewegende Thematik eingearbeitet und hat sich mit den historischen Zusammenhängen auseinandergesetzt. Sie macht durch die von ihr in einfacher Sprache durchgeführten Führungen und Workshops deutlich, dass auch Menschen mit (kognitiven) Behinderungen ein Anrecht darauf haben, über die Verbrechen des Nationalsozialismus aufgeklärt zu werden. Kerstin Latzke zeigt sehr authentisch, dass das Leid der Menschen mit Behinderungen in der NS-Zeit eine größere Aufmerksamkeit bekommen muss, als es bisher der Fall ist. Auch in den von der Gedenkstätte angebotenen Workshops diskutiert Kerstin Latzke sehr leidenschaftlich mit den Besucherinnen und Besuchern, arbeitet mit ihnen die Geschichte auf und kommt darüber mit ihnen ins Gespräch. Die inklusiven Führungen sind offen für alle.

Damit trägt Kerstin Latzke ganz wesentlich dazu bei, dass die Berührungsängste und Vorurteile gegenüber Menschen mit Lernschwierigkeiten abnehmen. Durch ihre offene und kommunikative Art zeigt sie zudem, wie gut eine Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderungen funktionieren kann. Damit leistet sie einen erheblichen Beitrag auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft in Deutschland.“

Link zu weiteren Infos und zu den Filmberichten über Ines Helke und andere Geehrte

Link zu Bildern von der Ehrungs-Veranstaltung

Link zu weiteren Infos über die Gedenkstätte zu den Opfern der „Euthanasie“-Morde

Link zur Aufzeichnung der Veranstaltung ab Minute 14