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Sprechblase mit dem Text Einfach erklärt; Susanne GöbelElke Gerdes macht sich für Inklusion stark.

Zuerst hat sie für Inklusion in der Schule gekämpft.

Inzwischen kämpft sie dafür:
Behinderte Jugendliche sollen auf dem allgemeinen Arbeits-Markt arbeiten können.

Ottmar Miles-Paul hat Elke Gerdes getroffen.
Er hat ihr viele Fragen zu ihre Arbeit und ihren Zielen gestellt.

 

Foto von Elke Gerdes
© Elke Gerdes

Wo lebt Elke Gerdes?

Sie lebt in Bremen.

Dort ist sie aktiv.
Sie macht sich seit 20 Jahren für Inklusion stark.

 

Das Gespräch

Ottmar Miles-Paul arbeitet für das Projekt Gute Nachrichten zur Inklusion.
Er hat lange mit Elke Gerdes gesprochen.
Ihr Gespräch war in schwerer Sprache
.

Susanne Göbel hat ihr Gespräch in einfache Sprache übertragen.

Der Text in einfacher Sprache ist ein langer Text.
Es gibt nur ein Foto.

 

Ottmar Miles-Paul:

Sie setzen sich seit vielen Jahren für Inklusion ein.
Was haben Sie genau gemacht?
Was beschäftigt Sie?

 

Elke Gerdes:

2004 ist unsere Tochter Amelie zur Welt gekommen.
Amelie lebt mit Trisonomie 21.

[Erklärung Susanne Göbel:
Früher hat man statt Trisonomie 21 oft Down Syndrom gesagt.]

Wir haben als Eltern sehr schnell gemerkt:
Wir müssen richtig viel für unsere Tochter tun.
Wir wollten nicht, dass sie in Sonder-Einrichtungen abgeschoben wird.

Erst ging es um die Schule.
Amelie sollte in die Grundschule in unserem Stadt-Teil gehen.
Unser Sohn besuchte auch diese Grundschule.

Deshalb haben wir zusammen mit anderen Eltern die Gruppe Eine Schule für Alle Jetzt! gestartet.
Das war 2007.

2011 wurde daraus der Verein Eine Schule für Alle Bremen.

Das ist ein wichtiges Ziel von unserem Verein:
Die Inklusion in Schulen muss gut gemacht werden.

Dafür machen wir seit 2011 regelmäßig Veranstaltungen.
Wir arbeiten nur politisch.
Wir arbeiten mit anderen Gruppen zusammen.

Wir fordern zum Beispiel:
In Bremen soll es nur Schulen geben, in die alle Kinder zusammen gehen.
Diese Schulen sollen darauf achten:
Was braucht jede Schülerin und jeder Schüler.

 

Ottmar Miles-Paul:

Seit einiger Zeit kümmern Sie sich auch um das Thema Arbeit für behinderte Menschen.
Was machen Sie genau?
Was ist Ihnen dabei wichtig?

 

Elke Gerdes:

Wir kümmern uns schon einige Jahre darum:
Den Übergang von der Schule in den Beruf.
Denn das gefällt uns nicht:
Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten kommen nach der Schule oft automatisch in Werkstätten für behinderte Menschen.

Die Gesetze bieten andere Wege.
Aber die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache:
die meisten Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten wechseln nach der Schule in Werkstätten für behinderte Menschen.

Wir wollten das verändern.
Das wollten wir:
Schüler*innen sollten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten.
Der Übergang von der Schule zum Beruf sollte inklusiv sein.

Aber wir haben bemerkt:
Noch ist alles sehr schwerfällig und festgefahren.

  • Die Berater*innen empfehlen oft Werkstätten für behinderte Menschen.
  • Die Werkstätten bekommen oft viel Geld.
  • Die Werkstätten empfangen die behinderten Schüler*innen oft mit offenen Armen.

Wir sind beim Übergang von der Schule in den Beruf einfach nicht gut weitergekommen.

Darum wollten wir andere Angebote finden.
Denn:

  • Schul-Abgänger*innen mit Lernschwierigkeiten sollte nicht gesagt werden, was sie nicht können.
  • Schul-Abgänger*innen sollten auf dem allgemeinen Arbeits-Markt arbeiten können.
  • Sie sollten etwas arbeiten können, was sie interessiert.
    Egal wie viel Unterstützung sie brauchen.

Leider haben wir in Bremen solche Angebot nicht gefunden.
Also haben wir überlegt:
Wir müssen selbst ein Angebot machen.

2020 haben wir uns auf den Weg gemacht.
Wir haben ein Modell-Projekt entwickelt.
Unser Projekt heißt kurz AdeA.
Die Abkürzung AdeA steht für:
Auf den ersten Arbeits-Markt.

Hier gibt es Informationen über AdeA: Link

[Erklärung Susanne Göbel:
Die meisten Informationen auf der Seite sind in schwerer Sprache.]

Für das Projekt arbeiten wir mit einem Bildungs-Träger zusammen.
Er heißt ABÖE e.V.
Die Abkürzung ABÖE steht für:
Arbeitsgemeinschaft Berufsbildung und örtliche Entwicklung

Hier gibt es Informationen über ABÖE: Link

 

Unser Projekt AdeE gibt es seit Anfang 2023.
Die ersten Teilnehmenden sind im Mai 2023 gestartet.
Im August 2024 kommt die nächste Gruppe dazu.

Wir arbeiten mit Betriebe und Eltern zusammen.
Die Universität Bremen begleitet unser Projekt.

Das wünschen wir uns:
Der Ergebnisse von dem Projekt werden beachtet.
Und Menschen mit Lernschwierigkeiten müssen in der Zukunft nach der Schule nicht mehr automatisch in Werkstätten für behinderte Menschen arbeiten.

 

Ottmar Miles-Paul:
Wenn behinderte Menschen nicht in Werkstätten für behinderte Menschen arbeiten wollen, ist das oft schwierig.
Welche Hürden beobachten Sie?

 

Elke Gerdes:
Oh jeeh.
D
a gibt es leider noch jede Menge Hürden.
Veränderungen machen vielen Menschen Angst.

Alle Beteiligten müssen offen sein, Neues zu lernen.
Sie müssen wissen: Manchmal scheitert man.
Scheitern gehört manchmal zum Lernen dazu.

Viele müssen lernen, anders zu denken:

  • Menschen mit Behinderungen,
  • ihre Familien,
  • Betriebe auf dem allgemeinen Arbeits-Markt,
  • Behörden und
  • alle Dienste, die Menschen mit Behinderungen unterstützen.

Manche Unterstützungs-Angebote gibt es noch gar nicht.
Manchmal fehlen auch gute Ideen für Unterstützung.

Gerade Menschen mit Lernschwierigkeiten kommen noch immer oft in Sonder-Einrichtungen.
Das bedeutet: Behinderte Menschen und nicht-behinderte Menschen begegnen sich selten.
Sie erleben zu wenig gemeinsam.
Dadurch entstehen viele Ängste.

[Erklärung Susanne Göbel:
Das schwierige Wort dafür ist Berührungs-Ängste.]

Berührungs-Ängste verschwinden bei Erwachsenen nicht einfach.
Sie machen Inklusion schwieriger.
Zum Beispiel auf dem allgemeinen Arbeits-Markt.

Auf dem allgemeinen Arbeits-Markt zählt oft Geld.

Viele Menschen denken:
Menschen mit Behinderungen haben Schwächen.
Sie können wenige Dinge.

Zu wenige Menschen denken:
Menschen mit Behinderungen haben Stärken und Fähigkeiten.
Und sie können etwas.

Das ist ein Glück:
Betriebe, die Menschen mit Behinderungen einstellen wollen, bekommen Unterstützung.
Trotzdem werden Betriebe alleine gelassen.
Obwohl sie einen Mensch mit Behinderung einstellen wollen.

Das sind die Probleme:

  • Die Anträge sind schwierig.
  • Es dauert sehr lange, bis Anträge genehmigt werden.

Das erleben wir immer wieder:
Wenn ein Betrieb einmal gescheitert ist, versucht es der Betrieb nicht noch einmal.

 

Ottmar Miles-Paul:

Welche Möglichkeiten sehen Sie?
Wofür setzen Sie sich ein?

 

Elke Gerdes:

Dazu gibt es eine lange Liste.

Diese Dinge sind besonders wichtig:

  • Gute Beratung für die Berufs-Wahl ist wichtig.
    Die Schüler*innen mit Behinderungen müssen gute Informationen über den allgemeinen Arbeits-Markt bekommen.

  • Praktika auf dem allgemeinen Arbeits-Markt sind wichtig.
    So lernen die Schüler*innen was sie können und wo sie vielleicht arbeiten wollen.
    So begegnen sich behinderte und nicht-behinderte Menschen.
    So können Berührungs-Ängste verschwinden.

  • Die Unterstützungs-Angebote für den Weg auf den allgemeinen Arbeits-Markt müssen besser werden.
    Sie müssen verständlicher werden.
    Sie müssen übersichtlicher werden.
    Sie müssen leichter zu finden sein.
    Und sie müssen an erster Stelle stehen, wenn Menschen mit Behinderungen zu ihrer Berufs-Wahl beraten werden.

  • Man muss Betriebe gut unterstützen.
    Nur so können Menschen mit Behinderungen dort gut arbeiten.
    Nur so können Menschen mit Behinderungen länger auf dem allgemeinen Arbeits-Markt arbeiten.

 

Ottmar Miles-Paul:

Nehmen wir an, Sie haben 2 Wünsche in Sachen Inklusion frei.
Was wünschen Sie sich?

 

Elke Gerdes:

Eigentlich hätte ich nur einen Wunsch:
Wir brauchen das Wort Inklusion nicht mehr.
In meinem Wunsch wird Inklusion einfach überall gelebt.

Das ist mein größter Wunsch.

 

Ottmar Miles-Paul:

Vielen Dank für das Gespräch.