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Tastwagen mit Akteur*innen - Foto: Markus FarnungMarburg/Lahn: Das Kunstmuseum Marburg kann mit einer museumspädagogischen Neuheit aufwarten: Der Tastwagen ist eine Innovation auf dem Gebiet barrierefreier Kunstvermittlung. An dieser Hands-on-Station kann die Kunst im Museum in vielfacher Weise wahrgenommen werden. Musikboxen, Tastmodelle, Schnupperdosen, Trachtenstücke und verschiedenes Künstlermaterial machen eine Wahrnehmung mit nahezu allen Sinnen möglich. Da der Wagen mit seiner gezackten Front ein echter Hingucker ist, wurde er auf den Namen "Zacki – Der Tastwagen“ getauft. Dieser Name hatte sich beim Ideenwettbewerb am Museumsfest durchgesetzt. Für das NETZWERK ARTIKEL 3 ist diese Neuentwicklung und die Aktivitäten zur Inklusion des Kunstmuseum Marburg eine gute Nachricht zur Inkkusion. 

Funktionalität ist gepaart mit stimmigem Design: Fritz Wolf, Mitinhaber der Firma Rabe Innenausbau, Partner bei der Konzipierung und Herstellung des Wagens, berichtet: „Ziel war es ein hochfunktionales, mobiles Möbel zu gestalten, dessen Sinn und Zweck schon außen sichtbar und auch im wahrsten Sinne begreifbar ist. Das Thema ‚Tasten‘ ist schon auf der Außenhaut anschaulich erkennbar. Dabei nehmen die Fronten das expressionistische Gestaltungsthema der Museumsarchitektur gezielt auf.“

Hervorzuheben sind die im Wagen enthaltenen Tastmodelle. In Kooperation mit hochkompetenten Expertinnen und Experten der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) im Bereich „Taktiles“ entstanden vielfältige Modelle. Insgesamt drei Skulpturen aus den 1920er Jahren wurden mittels 3D-Druck in Handmodelle umgewandelt. Auch sind einige taktile Modelle des Kunstgebäudes und einzelner Bauteile entstanden.

„Der Zugang zu und die Teilhabe an Kunst wird damit für blinde und sehbehinderte Menschen erheblich erweitert. Wir sind als Mitgestaltende sehr stolz darauf, dass Kunst damit im wahrsten Sinne des Wortes ‚be-greifbarer‘ wird und finden es unglaublich spannend, die Auseinandersetzung mit Kunst auch unter dem Aspekt der Barrierefreiheit in den Mittelpunkt zu stellen“, begeistert sich der Vorsitzende der blista, Patrick Temmesfeld.

Darüber hinaus wurden Teile des Gemäldes „Der Schwälmer Tanz“ von Carl Bantzer in ein tastbares Relief verwandelt. Blinde und sehbehinderte Personen gaben wertvolles Input für die Entstehung. Heekyung und Carsten Reimann bearbeiteten die notwendigen 3D-Drucke.

Für die Zukunft steht der „Tastwagen“ bei Führungen und Workshops zur Verfügung und erweitert das museumspädagogische Programm des Museums für blinde und sehbehinderte Menschen, aber auch für Führungen über diesen Personenkreis hinaus. Erste Führungen zum „Schwälmer Tanz“ und der Architektur des Hauses wurden durch die Kunstvermittlerin Ulrike Schönhagen, ehemalige Lehrerin der blista, Wirklichkeit.

Der Tastwagen ist eines der Ergebnisse des von der Aktion Mensch geförderten Projekts „Museum für alle“ der „Freunde des Museums für Kunst und Kulturgeschichte e.V.“

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